Ich weiß nicht warum, aber schon als Kind hatte ich immer wahnsinnige Probleme damit, irgendwo zu schlafen. Selbst mit 18 war das noch so: Wenn es irgendwann abends oder nachts ins Bett ging, konnte ich irgendwie nicht einschlafen, wälzte mich nur hin und her und war am nächsten Tag wie gerädert. Kein Wunder also, dass ich es nach Möglichkeit vermied, irgendwo anders zu schlafen. Ganz ausschließen ließ sich das aber nicht, denn als ich meinen Mann kennen lernte, mussten wir erst einmal eine Fernbeziehung führen. Und selbstverständlich konnte ich nicht von ihm erwarten, immer zu mir zu kommen.
Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Nacht, als wir uns gerade ein paar Monate kannten. Mein Mann leistete seinen Wehrdienst ab und campierte mit seinem Zug irgendwo im Wald in der Nähe seines Heimatortes. Da während dieses Biwaks Besucher eingeladen waren, kam ich natürlich dorthin. Es war nicht gerade Zuckerschlecken, durch den tiefsten Wald zu stapfen. Denn seit über einem halben Jahr kämpfte ich immer wieder gegen eine hartnäckige Mandelentzündung an, bei der die Antibiotika nie länger als drei Tage halfen. 40 Grad Fieber konnten mich aber nicht davon abhalten, meinen späteren Mann im Wald zu besuchen. Da am nächsten Tag das Wochenende begann und ich mit meinem Fieber unmöglich abends noch wieder nach Hause fahren konnte, gab er mir den Schlüssel für sein Elternhaus, damit ich dort übernachten konnte.
Dummerweise hatten seine Eltern etwas dagegen, fremde Leute im Haus übernachten zu haben, wenn sie nicht da sind (sie waren nämlich im Urlaub). Und da unsere Beziehung noch recht frisch war, galt ich natürlich als absolut fremd. Schon mehrmals hatte es Theater gegeben, weil ich wegen meiner Mandelentzündung zu viel Fieber hatte, um nach Hause fahren zu können. Mein Mann durfte sich dann immer anhören, wie er es wagen könne, fremde Leute allein im Haus zu lassen – es mussten ja alle arbeiten gehen. Es ist also verständlich, dass ich mich gar nicht wohl in meiner Haut fühlte, bei dem Gedanken, dort allein zu schlafen. Zwar waren die Eltern im Urlaub, aber es hätte ja durchaus sein können, dass sie überraschend einen Tag früher heimkommen.
Aber gut, mir blieb ja nichts anderes übrig, als das beste daraus zu machen. Nachdem ich abends noch ein wenig ferngesehen hatte, ging ich ziemlich schnell ins Bett. Ich war total erledigt und sollte doch schon jemand heimkommen, würde er mich im Schlafzimmer des Sohnes hoffentlich gar nicht erst bemerken. Tja…
Irgendwann nachts wurde ich dann wach, weil ich im Erdgeschoss Geräusche gehört hatte. Scheisse. Die Eltern waren zurück. Oder waren es Einbrecher??? Nachdem ich einige Minuten schreckensstarr im Bett lag, beschloss ich, nachgucken zu gehen. Ich griff mir eine dicke Kerze als Waffe (etwas anderes, brauchbares stand hier nicht herum) und schlich die Treppe hinunter. Es war alles duster, aber jetzt hörte ich deutlich Geräusche. Noch immer war niemand zu sehen, aber in der Küche lief der Fernseher. Ich war mir zu 100 % sicher, den Fernseher ausgeschaltet zu haben. Also machte ich ihn schnell aus und schlich so schnell wie möglich zurück ins Zimmer, wo ich mich einschloss. Als ich am nächsten Tag aufstand, war niemand zu sehen.
Mein Freund erzählte mir dann später, dass der Fernseher kaputt sei und sich manchmal von selbst einschaltet. Das hätte er mir aber wirklich früher sagen können, in der Nacht habe ich kein Auge zugetan.