Krieg und Liebe im Kindergarten

Ich weiß natürlich nicht mehr, wie ich meine ersten Freunde kennen gelernt habe. Noch bevor wir in den Kindergarten kamen, organisierten unsere Mütter einen Mini Club mit vielen Kindern aus der Nachbarschaft. Einmal im Monat trafen wir uns zum Spielen, zum Kekse backen und für ähnliche Aktionen. Ich weiß zwar nicht mehr genau, wann dieser Mini Club begann, aber ich glaube, dass ich hier die ersten Menschen kennen lernte, mit denen ich nicht verwandt war.


Woran ich mich noch besonders gut erinnere, sind der Nachbarsjunge und seine Freundin. Wir waren definitiv noch nicht in der Schule, aber die beiden sprachen schon davon, dass sie einander mal heiraten würden. Natürlich wussten die beiden damals noch nicht, was eine Ehe überhaupt ausmacht und was man tun muss, um verheiratet zu sein. Aber instinktiv mochten sich die beiden so sehr, dass es für sie gar keine Frage gab, dass sie auf ewig zusammen bleiben würden. Leider ist aus dieser Sandkastenromanze nichts geworden, denn die beiden gingen später auf unterschiedliche Oberschulen und zogen in verschiedene Städte. In einem kleinen Dorf und zu einer Zeit, wo man noch nicht in die Ferne zog um zu arbeiten, hätte es mit den beiden bestimmt geklappt.

Natürlich fanden auch wir übrigen es wahnsinnig erwachsen, schon einen Freund oder eine Freundin zu haben. Das bewiesen wir uns und unseren Eltern – die das ganze wahnsinnig niedlich fanden – durch Küsse. Vor allem wir Mädchen waren da voreilig. Die Jungs waren eher schüchtern und fanden das alles „iiihhh!“. Mitgemacht haben sie trotzdem, denn obwohl sie noch nicht einmal lesen konnten, wollten sie natürlich nicht hinter den anderen stehen und ebenfalls eine Freundin haben. Wir kamen uns ja so erwachsen vor.

Aber da wo geliebt wird, wird natürlich auch viel gestritten. Und da reicht bei Kindern ja schon eine Kleinigkeit aus. Als letzter in die Spielgruppe gewählt zu werden, oder – noch schlimmer! – als letzter auf dem Kindergeburtstag mit dem Kuchen dran zu sein, reichte schon vollkommen aus, um in Tränen aufgelöst nach Hause zu laufen. Dort wurde man dann getröstet, mit Kuchen gefüttert und wieder zur Party gebracht.

Natürlich erinnere ich mich noch sehr gut an meine eigenen Geburtstage. In den ersten Jahren war es üblich, dass unsere Geschenke irgendwo in der Wohnung versteckt wurden. Pfeile wiesen uns dann darauf hin, dass sich ein Geschenk hinter der Tür verbarg oder unter dem Sofa. Nach dem morgendlichen Geschenkeauspacken ging es dann in die Schule, wo man – Geburtstag sei Dank – keine Hausaufgaben aufbekam. Manchmal gab es auch etwas Kuchen, außerdem durfte sich jedes Kind ein Geburtstagslied wünschen. Ich weiß zwar nicht mehr genau, wie er geht, aber mein Favorit war immer der „Vampir-Rock“.

Nach der Schule ging es dann schnell nach Hause, wo schon die Leib- und Magenspeise wartete. Spaghetti zum Beispiel. Dann trudelte auch schon die Verwandtschaft mit Geschenken ein und es gab Kuchen. Der Geburtstag mit den Freunden kam dann meist ein paar Tage später am Wochenende. Kalter Kaffee, ein Mix aus Cola und Fanta, war bei uns Kindern damals der absolute Renner. Dann gab es Topfschlagen, Negerkusswettessen, „Wer reißt die Zeitung in das längste Stück“ und ähnliche Spiele.,

Abends ging es dann vollkommen erschöpft, aber so glücklich, dass man die ganze Welt umarmen wollte, ins Bett.

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