Ich hätte nicht gedacht, dass der Tag einmal kommen würde, doch es ging rasend schnell: Meine Kinder gingen aufs Gymnasium, verstreuten sich dann an verschiedene Universitäten und machten mit Mitte zwanzig schließlich ihren Universitätsabschluss. Wie es bei den Eltern ja schon vorhersehbar war, wurden ein Informatiker und eine Fremdsprachenkorrespondentin daraus. Wir wohnen noch immer in Hessen, doch gerade bei diesen modernen Berufen ist das leider so etwas wie der A… der Welt. Und so war relativ schnell klar, dass unsere Kinder in andere Bundesländer ziehen würden. Ich habe versucht, es auf die leichte Schulter zu nehmen: Wenn ich mal nach München oder Berlin möchte, muss ich mir dort wenigstens kein Hotel nehmen.
Als unsere Kinder flügge wurden, stand natürlich nicht nur die Frage des Berufes im Raum. Auch Partner wurden gefunden und während ich mit dem Freund meiner Tochter recht gut klarkam, brauchte ich doch eine gewisse Zeit, mich an die Freundin meines Sohnes zu gewöhnen. Ich glaube nicht, dass es daran lag, dass ich keine Frau an seiner Seite sehen wollte. Ich denke auch nicht, dass meine Ansprüche wirklich hoch sind. Aber sie ist doch eben anders als meine Freundinnen und ich, sie mag es gern mondän (auch wenn ich sie nicht Luxusweibchen nennen möchte) und redet gern von ihrem Jurastudium. Das ist aber nicht meine Welt.
Aber was hilfts? Geheiratet haben meine Kinder trotzdem die Partner, die sie für richtig hielten. Das ist ja auch richtig so, und ich muss ja nicht jeden gleich lieben, solange ich nur freundlich mit ihm auskomme. Die Hochzeiten waren… schwer zu beschreiben. Mein Mann und ich hatten vorgesorgt, so dass wir finanziell einen Teil dazu beitragen konnten. Das Geld wird ja nicht mehr im Laufe der Zeit, sondern eher noch knapper. Mein Sohn hat ziemlich klassisch geheiratet, sogar eine Trauung in der Kirche war dabei. Bei meiner Tochter war das Ja-Wort dann doch etwas anders: Die beiden haben nur im Standesamt geheiratet und anschließend eine eher zwanglose Grillparty gefeiert. Die Party war schön, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir anlässlich einer Hochzeit doch einen etwas festlicheren Rahmen gewünscht hätte. Nicht unbedingt in schicken Roben, aber eben auch nicht in Jeans und T-Shirts im eigenen Garten. Aber – und das war eine der wichtigsten Lektionen, die ich lernen musste – manchmal muss man die Kinder auch einfach machen lassen.