Kindergartenpräsenz

Von meinen großen Geschwistern wusste ich natürlich schon, dass es den Kindergarten ist und was das gibt. Immer, wenn ich mit meiner Mutter und den anderen dorthin ging, war ich schwerst neidisch: Hier gab es einen Spielplatz, Schlafmatten, Spiele, Kekse, nette Erzieherinnen… Ich brannte darauf, selbst endlich in den Kindergarten gehen zu dürfen. Und im Sommer 1985 war es dann endlich so weit: In blauen Latzhosen und einem roten Pulli durfte ich das erste Mal mein eigenes Täschchen packen und in den Kindergarten gehen.

Ich weiß heute nicht mehr, wie meine Erzieherinnen hießen. Ich konnte mir ihre Namen nicht merken. Ich weiß nur noch, dass eine Erzieherin einen so unaussprechlichen Namen hatte, dass ich sie immer „Frau Ketchup“ nannte. Zum Glück hat sie mir das nie übel genommen. Schelte gab es ohnehin nur einmal, nämlich als ich das Kinderplanschbecken im Kindergarten mit Gras und Erde versaut habe. Zur Strafe musste ich den Rest der Pause drinnen verbringen. Frühstücke, gemeinsames Singen mit den anderen Kindern, morgendliches Frühstücken und Beten (es war ein katholischer Kindergarten), Besuche in der Bäckerei, Budenbauen im Wald und natürlich Kartoffelfeuer ließen die Jahre dahinschnellen. Immer, wenn es auf den Sommer zuging, sah ich neidisch meinen Geschwistern zu. Sie durften sich nämlich eine gebastelte Schultüte aussuchen, die sie zum Abschied ihrer Kindergartenzeit erhielten (lustigerweise hingen diese Schultüten, ebenso wie die bunten Geburtstagshüte, an einer Wand im Klo).

Doch für mich war es nicht so weit und da ich mir unter Schule ohnehin noch nicht so viel vorstellen konnte, hat es mich auch nicht weiter gestört, dass ich noch im Kindergarten war. Nur wenn meine großen Brüder dann hin und wieder mal damit angaben, wie viel sie in der Schule schon gelernt hatten, musste ich mit den Zähnen knirschen (ob es daran lag, dass ich später eine Zahnklammer tragen musste?). Später habe ich dann übrigens gelernt, dass das meiste davon wirklich nur Angeberei war. Ich hab es nämlich selbst nicht anders gemacht, wenn mir jüngere Kinder begegneten.

Dass meine Kindergartenzeit sich dem Ende zuneigte, bemerkte ich weniger an der Jahreszeit oder an meinem Alter, sondern vielmehr an den Fragen der Erwachsenen. „Naa, freust du dich denn schon auf die Schule?“

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