1991 konnte ich die Grundschule dann mit einer Empfehlung fürs Gymnasium verlassen. Interessanterweise waren die Gymnasien bei uns alle entweder privat oder von Nonnen geführt, so dass man zumindest halbwegs behaupten kann, es wäre hier recht elitär zugegangen. Die ersten Jahre in der Sekundarstufe I war ich noch ziemlich fleißig. Ein wenig maulfaul, zugegeben, aber meine Noten in de Klassenarbeiten haben mich immer wieder rausgehauen und so war meine Versetzung nie ein ernsthaftes Problem.
Meine Schule war so ein ehrwürdiger Bau aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, wie man es aus diesen „Lümmel von der ersten Bank“ Filmen kennt. Allerdings mussten wir schon nicht mehr aufstehen und im Chor „Guten Morgen“ sagen, wenn ein Lehrer kam. Gebetet wurde aber auch hier noch jeden Morgen, denn ich war wieder in einer katholischen Schule gelandet. Die Beterei hörte erst mit der Oberstufe auf, denn da konnte uns ja niemand mehr zwingen, überhaupt zu kommen.
Doch noch war ich in der Unterstufe und ein vorlautes, kleines Ding. Mein Interesse am Sport ließ nach, denn ich brachte es in nahezu jedem Halbjahr fertig, mir dabei einen Finger zu brechen, mir den Fuß zu verstauchen oder mir eine Gehirnerschütterung zu holen. Irgendwie saß ich mehr beim Arzt als im Sportunterricht.
Wo mir in der Grundschule alles noch Spaß machte, entwickelte ich auf dem Gymnasium allerdings echte Hass-Fächer. Dem Beispiel meiner Cousine folgend habe ich mich als einzige aus meiner Klasse für Lateinunterricht entschieden. Anfänglich war das noch ganz einfach: Domus, Dominus, Dominus, Domum, Domo.. oder so ähnlich. Mit der Zeit wurde der Unterricht allerdings immer schwerer. Immer mehr Mitschüler wechselten in andere Fächer und schließlich saßen wir nur noch zu dritt im Klassenraum. Ich hatte mich – zumindest in dieser Sprache – mittlerweile zu einem Viererkandidaten entwickelt, so dass die Aufmerksamkeit meines Lateinlehrers besonders auf mir ruhte. Wenn er fragte, wer seine Hausaufgaben heute nicht dabei hatte, ruhte sein Blick immer auf mir. Und meistens hatte er recht. Trotzdem hat er mich noch mit einer glatten vier Bestehen lassen („Zur Anerkennung deines Durchhaltevermögens“), so dass ich am Ende wenigstens das Latinum in der Tasche hatte.
1996 war dann das 10. Schuljahr gekommen. Unter großer Feierei und viel Alkohol ging ein Teil meiner Klasse ab, mir selbst winkte trotz Faulheit die Oberstufe. Es wäre für mich und meinen (damals im Tiefschlaf befindlichen) Ehrgeiz allerdings auch undenkbar gewesen, kein Abitur zu machen.
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