Chaos im Garten

Ich war schon als Kind außerordentlich kreativ. Immer musste ich meinen Geist und meine Hände beschäftigen, indem ich irgendetwas gestaltete. Besonders gut eignete sich dazu der Garten, denn hier hatten wir sehr viel Platz und tolle Spielmöglichkeiten.

Alkoholische Jugendsünden


Als Kind habe ich immer gern Spinnennetze gebaut, in denen andere sich dann verfangen haben. Dazu habe ich mich reichlich an dem Wollvorrat bedient, den meine im Stricken sehr geübte Mutter hatte. Die Wolle habe ich dann an einen Baum gebunden und von dort aus von Baum zu Baum, über Autos, Zaun und Gartentor, über die Schaukel bis hin zur Küchentür gewickelt. So ein Wollknäuel hat ja ein paar Meter. Betrat dann jemand den Hof, rannte er automatisch in die Wolle hinein oder verfing sich sogar mit dem Auto. Seltsamerweise kann ich mich nicht daran erinnern, dass irgendjemand mit mir geschimpft hätte. Vermutlich haben meine Mutter und meine Großmutter sich schon sehr über die Wollverschwendung geärgert, fanden es aber irgendwie auch zu komisch, um mir lange böse zu sein. Meistens ist meine Mutter dann abends, wenn ich vom Spielen müde war, wieder in den Garten gegangen und hat sich ihre Wolle zurückgeholt.

Später habe ich so etwas Ähnliches übrigens mit Kleidung getan. Ich wurde zu einer faszinierten Puppenbauerin. Dazu nahm ich einfach Pullover, Hosen, Strumpfhosen und was man sonst noch so im Haus fand, bastelte daraus eine Figur und stopfte dann alles zu einer lebensgroßen Stoffpuppe aus. Leider wurden auch diese Puppen abends immer wieder auseinandergenommen, denn verständlicherweise hatte meine Mutter weder die Lust, noch das Geld, ständig neue Kleidung zu kaufen. Was mich auch gleich von Höckchen auf Stöckchen führt, denn einmal hätte ich beinahe das Haus in die Luft gejagt…

Bei Löwenzahn, dieser Kindersendung im Fernsehen, hatte ich nämlich mal gesehen, wie man Pommes selbst macht. Also habe ich einen Topf genommen, Öl reingegossen und bin dann ins Wohnzimmer gegangen, um vor dem Fernseher Kartoffeln zu schälen. Als ich zurück in die Küche kam, stand der halbe Raum in Flammen. Den Topf mit dem brennenden Öl habe ich erst einmal in die Spüle gestellt, über der kein Schrank hing. Glücklicherweise hatten die anderen Schränke noch kein Feuer gefangen, so dass ich selbiges eingrenzen konnte. Ich rief dann meine Mutter an, die sofort die Feuerwehr holen wollte. Ich hab dann erwidert, dass ich erst einmal einen Eimer Wasser hole. Das „NEEEIEIIIIIIIN!“ im Telefon hab ich schon nicht mehr gehört. Glücklicherweise hatte ich so viel Respekt vor dem Feuer, dass ich statt dem ganzen Wassereimer nur einen kleinen Tropfen Wasser ins brennende Öl gegossen hab. Es gab eine riesige Stichflamme und das Feuer war aus. Gott sei Dank. Hätte ich den ganzen Eimer draufgeschüttet, würde ich heute vermutlich nichts mehr schreiben können.

Eine kreative Episode aus meiner Kindheit möchte ich aber nicht vorenthalten: Als ich mal wieder im Garten spielte, habe ich Großmutters Apfelbaum zu meinem Haus erklärt. „Ein Haus braucht einen Garten“, war mein kindlicher Gedanke, „und ein Garten braucht einen Zaun“. Also holte ich aus der Garage allerlei Geräte: Harken und Schaufeln, Schubkarre und Bollerwagen. Irgendwie bin ich dann aber auf die Idee gekommen, dass das ja nicht wirklich einheitlich aussieht. Zufällig stand ein Eimer Farbe in der Garage, den ich dann in einem feinen, weißen Streifen über den Gartengeräten ausgeleert habe. Das hat meine Großmutter mir – auf humorvolle Art und Weise – bis zu ihrem Tod immer wieder vorgehalten. Die Farbe ist da nämlich heute noch drauf.

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