Als ich das erste Mal Alkohol getrunken habe, war ich neun Jahre alt. Moment! Das klingt jetzt wilder, als es war. Denn dieser Alkohol bezog sich auf eine höchstens Fingerhutgroße Portion Barcadirum mit vieeeeel Fanta. Die Spuren waren also so gering, dass man sie vermutlich nur mit dem Mikroskop gefunden hätte. Dennoch war ich damals natürlich irre stolz auf mich, zum ersten Mal Alkohol getrunken zu haben.
„Richtig los“ ging es in Sachen Alkohol als ich etwa vierzehn oder fünfzehn Jahre alt war. Damals kamen meine ersten Freundinnen in das Alter, in dem Bier, Wein und andere leichte Getränke gesetzlich erlaubt wurden. Deshalb drückten unsere Eltern schon mal ein Auge zu und kauften uns für eine Geburtstagsparty schon mal eine Flasche Apfelkorn oder etwas Sekt. Genug, um sich groß und erwachsen zu fühlen, aber auch wenig genug, damit wir uns nicht betrinken konnten. Wir waren natürlich trotzdem ordentlich angeheitert, aber das war wohl eher ein Placebo-Effekt als einen tatsächliche Auswirkung von Alkohol.
Als ich dann selbst 16 Jahre alt wurde, kam ich in die Phase des Ausprobierens. Deshalb kauften meine Freunde und ich fast jedes Wochenende Sekt (natürlich den zuckersüßen und leider recht teuren Asti Spumante). Vom Betrinken waren wir natürlich noch weit entfernt, aber wenn zwei Mädels sich eine Flasche dieses Sprudelwassers teilen, hat das natürlich schon so seine Auswirkungen. Besonders deutlich trat das immer hervor, wenn die Landjugend bei uns im Dorf ein Fest veranstaltete. Dann machten wir auf dem Weg dorthin eine Flasche Apfelkorn leer und hatten uns dadurch genug Mut angetrunken, um uns auf der Party selbst mit Feiglingen durchzuschnorren. Als Frau hat man da ja so seine Tricks.
Als ich in die Oberstufe kam und volljährig wurde, probierten wir uns natürlich auch an härteren Getränken. Vodka wurde oft getrunken, wenngleich ich den Geschmack bis heute nicht so wirklich mag. Ich war da schon eher ein Kandidat für Rum mit Cola, hin auch wieder mal Tequila (der leider immer zu meinen schlimmsten Abstürzen geführt hatte). Auch süße Getränke wie Apfelkorn und Kirschkorn oder Geneva waren bei uns sehr beliebt. Alkopops gab es ja damals noch nicht, sonst hätten wir die sicher auch in größeren Mengen getrunken, als uns gutgetan hätte. Irgendwann im Rausch kamen meine Freundinnen und ich dann auch auf die Idee, den 1. SC Prost zu gründen. Wir hatten sogar unsere eigene Hymne und jeder, der dazu gehörte, wurde hemmungslos abgefüllt.
Heute, aus Sicht einer Erwachsenen, muss ich darüber natürlich den Kopf schütteln. Wir haben ja alle schon von Jugendlichen gehört, die ins Alkoholkoma gefallen sind. Tatsächlich sind wir damals mit Alkohol nicht sehr besonnen umgegangen, wobei das hoffentlich verständlich ist – wir wollten und mussten ja einfach auch mal unsere Grenzen austesten. Ich kann besorgte Leser zumindest dahingehend beruhigen, dass wir zwar manches Mal ordentlich betrunken waren, es aber nie zu so schlimmen Exzessen kam, dass irgendjemand vor lauter Alkohol nicht mehr ansprechbar gewesen wäre oder Schlimmeres. Einer von uns war immer noch nüchtern genug, um sich um den Rest zu kümmern und vor allem – um ein Machtwort zu sprechen, wenn einer von uns genug getrunken hatte.